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Benefizkonzert am 5. Oktober 2024 im Gedenken an den Anschlag vom 9.10.2019 / Jom Kippur 5780

Benefizkonzert aus Anlass des 5. Jahrestages des Anschlages auf die Synagoge in Halle.

Halle, Konzerthalle Ulrichskirche, 20:00 Uhr

Leipziger Synagogalchor, Chasan Assaf Levitin (Bassbariton) und Ulrich Vogel (Orgel)
Leitung: Philipp Goldmann

Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Die Spenden kommen der Jüdischen Gemeinde in Halle und der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig zugute.

Gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen / Jüdisches Leben in Kunst und Kultur 2024

Samuel Lampel wirkte von 1914 bis 1938 als Kantor an der liberalen Großen Gemeindesynagoge in der Leipziger Gottschedstraße. 1928 veröffentlichte er im Verlag M. W. Kauffmann den Notenband “Kol Sch’muel [Die Stimme Samuels]”, der 57 liturgische Kompositionen und Bearbeitungen für gemischten Chor, Kantor und Orgel enthält. Zusammen mit Chasan Assaf Levitin haben wir den für den Schabbat-Gottesdienst bestimmten Teil ausgewählt, 19 Stücke vom einleitenden “Mah tauwu” bis zum Ausgangslied “Adaun aulom”, darunter das beschwingte Strophenlied “L’cho daudi” zum Empfang des Schabbats, dramatische Psalmvertonungen, einstimmige Gemeindegesänge und eindringliche Gebete. Lampels Werke betten sich auf dem traditionellen Ritus, wagen aber auch Ausbrüche in die Moderne, die von seiner kompositorischen Ambition und seinem musikalischen Können zeugen. Die Texte wurden im Original belassen, sie sind in der zeitgenössischen lokalen Form des aschkenasischen Hebräisch zu hören. Assaf Levitin, Chasan der Hamburger Reformsynagoge, übernimmt den umfangreichen Kantorenpart. Die Orgel spielt Ulrich Vogel.

Lampels Wirkungsstätte, die prachtvolle Synagoge in der Leipziger Gottschedstraße, wurde im November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört und geplündert. Samuel Lampel hat die Schoah nicht überlebt, 1942 wurden er und seine Frau Rosa, geb. Grünberg “gen Osten” deportiert.

Der Leipziger Synagogalchor ist ein Unikat in der deutschen Musikgeschichte. 1962 wurde er von dem jüdischen Kantor Werner Sander (1902‒1972) gegründet, um die nach der Schoah nur noch in wenigen Quellen überlieferte Chormusik der liberalen Synagogentradition wieder aufführen zu können. Gleichzeitig begann Sander, jiddische und hebräische Lieder für gemischten Chor zu arrangieren. Der von Beginn an aus nichtjüdischen Sängerinnen und Sängern bestehende Laienchor, der bis zur Wende unter der Trägerschaft des Verbandes der jüdischen Gemeinden in der DDR stand, eroberte sich in den zwei deutschen politischen Systemen einen festen, doch mit seinem besonderen Repertoire und seiner Botschafterfunktion ganz und gar nicht alltäglichen Platz in der Chorlandschaft. Nach Sanders Tod entwickelte sich das Ensemble unter der Leitung von Kammersänger Helmut Klotz und ab 2012 unter der Leitung von Ludwig Böhme zu einem national und international angesehenen Konzertchor. Seit September 2022 hat Philipp Goldmann die Leitung inne. 2017 wurde das Ensemble mit dem Obermayer German Jewish History Award geehrt. Auf Initiative des Chores wurde die „Revitalisierung synagogaler Chormusik des 19. und 20. Jahrhunderts Mittel- und Osteuropas“ 2020 als gutes Praxisbeispiel in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen. Der Leipziger Synagogalchor ist Mitglied im Netzwerk Tolerantes Sachsen. Das Plakat- und Programmarchiv ist digitalisiert auf https://sachsen.digital zu finden.

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