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Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale) zum Artikel im Spiegel „Anschlag auf Synagoge in Halle: Polizei war jüdischer Feiertag Jom Kippur nicht bekannt“ vom 10. Juni 2020

Die Jüdische Gemeinde zu Halle (Saale) steht seit Jahren in regelmäßigem Kontakt mit den für die Sicherheit zuständigen Behörden auf Landes- und Lokalebene. Dabei wurde auch die Besorgnis einiger Gemeindemitglieder im Hinblick auf ihre persönliche Sicherheit angesprochen, die insbesondere seit dem Attentat am Breitscheidplatz in Berlin vom 19. Dezember 2016 sowie angesichts antisemitischer Vorfälle, die für öffentliche Schlagzeilen gesorgt haben, besteht. Die Behörden schätzten die allgemeine Sicherheitslage in Halle (Saale) insgesamt als stabil und nicht bedrohlich ein.

In jedem Jahr versendet der Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt den aktuellen jüdischen Jahreskalender an die Staatskanzlei, einige Ministerien, darunter auch das Innenministerium, und die kreisfreien Städte. Neben allen jüdischen Feiertagen enthält dieser Kalender Erklärungen zu den wichtigsten jüdischen Festen und Hohen Feiertagen sowie Darstellungen des Gemeindelebens. Vor diesem Hintergrund hatte die Jüdische Gemeinde zu Halle (Saale) für den Jom Kippur 2019, wie auch für die weiteren großen religiösen Festtage, keinen gesonderten Hinweis an die Sicherheitsbehörden gegeben.

Alle Mitglieder der Jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale) sind nach wie vor zutiefst erschüttert über das schreckliche Ereignis vom 9. Oktober 2019, als Leib und Leben der Feiernden in der Synagoge bedroht wurde und darüber hinaus zwei Menschen ermordet und weitere Personen verletzt wurden. Unmittelbar nach dem Anschlag leiteten die Sicherheitsbehörden wesentliche Schutzmaßnahmen ein.

Derzeit führen alle Jüdischen Gemeinden und der Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt intensive Verhandlungen, insbesondere mit dem Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, über ein tragfähiges Sicherheitskonzept und dessen zügige Umsetzung. Ziel muss es sein, dass alle Gläubigen wieder mit Freude und einem guten Gefühl am Gemeindeleben teilnehmen können.