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Bulgarien 2018 – Ein unvergessliches Sommermachane

„Jedes Jahr wieder, aus Sachsen-Anhalt,
kommen wir alle geschlossen hierher.
Bulgarien, wir lieben dich sehr!“

Wenn diese Worte ertönen, sind sie jedem Machaneteilnehmer vertraut – nicht nur, weil dies der Refrain unserer diesjährigen Bulgarienhymne war. Egal ob Chanich oder Madrich, jeder kann sich mit diesen Worten identifizieren.

Zum mittlerweile 15. Mal fand unser Machane im sonnigen und gastfreundlichen Bulgarien statt. Doch, warum lieben wir dieses Land so sehr? Sind es die ereignisreichen und abenteuerlichen Ausflüge und diversen Naturschutzgebiete, wie das an der Mündung des berühmten Flusses Ropotamo? Oder ist dieses Land durch seine Aquaparks und wundervollen Strände uns allen ans Herz gewachsen? Nein, denn vor allem die gemeinsam verbrachte Zeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl, das besonders während der Machaneaktivitäten in Erscheinung tritt, stehen im Mittelpunkt.

In diesem Jahr widmete sich das traditionelle Sommermachane der Jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale) den Themen „70 Jahre Israel“, „Ökologie“ und „Feiertage im Tischrei“. Manu, Boba, Jan und Karina, die Madrichim des Camps, führten die diesjährigen Programme durch und versuchten, die Gruppe über die Veranstaltungen zu einer Einheit zu formen, dabei aber gleichzeitig auch auf die Interessen jedes Einzelnen einzugehen und diese zu fördern.

Nach der Eröffnung des Machanes wurde die Kinder in drei altersgerechte Kwuzot (Gruppen) aufgeteilt. Alle drei Gruppen dachten sich Namen aus und kreierten Gruppenplakate. Die Kwuza der Jüngsten erhielt den Namen „Sunshine“, die der Mittleren nannte sich „Fire“ und die Kwuza der Älteren trug den Namen „Holz“. Bereits nach den kreativen Gruppenvorstellungen während des Abendprogramms waren die Teilnehmer zu einer großen Familie zusammengewachsen.

Der folgende Tag begann, entsprechend seines Mottos „Wassertag“, am Meer. Die Kinder wurden mit einer kleinen Dusche aus Wasserspritzpistolen geweckt und der Frühsport fand im Pool statt. Schon seit dem frühen Morgen freuten sich alle auf die bunten Wasserattraktionen dieses Tages. Und nachdem jeder in seine Sicherheitsweste geschlüpft war, konnte der Spaß beginnen: Teller und Sofas mit fröhlichen Kindern sprangen über die Wellen. Nach diesem aufregenden Besuch am Meer ging es spannend weiter. Die Kinder bestaunten eine revolutionäre Tröpfchen Bewässerung und wurden über ökologische Aspekte informiert. Aus unterschiedlichen Materialien, Formen und Rohren konnte jedes Kind etwas zu dem großen Projekt beitragen und diesen komplizierten Themenkomplex verstehen lernen. Beim Abendprogramm „It’s water, Baby!“ konnten die Kinder und Jugendlichen ihr neu gewonnenes Wissen schließlich unter Beweis stellen.

Bereits zu Beginn der ersten Woche stand mit dem Touri-Tag ein großes Highlight des Lagers bevor. Das Abenteuer begann zunächst auf dem Hotelgelände, wo unsere Madrichim die Chanichim mit einem sportlich aktiven, aber auch kulturellen Programm mit auf eine Reise quer durch Israel nahmen und ihnen die Städte Haifa, Tel Aviv und Jerusalem näherbrachten. Die Teilnehmer „ritten auf Kamelen“ durch die Negev-Wüste und „schwammen“ im Toten Meer. Da Ökologie eines der Hauptthemen dieses Machanes war, lag der Fokus des Tages ganz auf dem Erkunden der bulgarischen Biodiversität des Naturschutzgebietes und Flusses Ropotamo. Während einer besinnlichen Bootsfahrt entlang des Flusses unterhielten die Madrichim die Gruppe mit spannenden Fakten und Erzählungen rund um die artenreiche Tierwelt am Ufer jener Landschaft. Nach diesem intensiven Naturerlebnis fuhren alle in die nahe gelegene und allseits vertraute Stadt Sozopol, wo sich die Chanichim bei unterhaltsamen Aufgaben selbst als Guides ausprobieren konnten.

So verflogen die ersten Tage des Machanes wie Stunden, und bald schon sollte der erste Schabbat beginnen. Den Freitag nutzten wir, um in einem Stationenprogramm etwas über den Schabbat und die Paraschot zu lernen. Das ganze Camp bereitete sich auf die Kabbalath Schabbat vor. Und nachdem alle ihre festliche Kleidung angezogen hatten und mit ihrem schönsten Lächeln auf Fotos verewigt wurden, fanden sich die Teilnehmer in dem großen Festsaal ein und unser Machane-Gebet wurde durch die schöne Melodie des Liedes „Jedid Nefesch“ eingeleitet. Am Samstag standen die Feste des Tischrei im Mittelpunkt. Die Kinder und Jugendlichen frischten ihr bisheriges Wissen über Rosch Ha-Schana, Jom Kippur und Sukkot auf, lernten aber auch viel Neues dazu. Nach einer entspannenden Mittagspause erlebten die Kwuzot einen tollen Casino-Schabbat mit abwechslungsreichem Abendprogramm, vielen Spielen und leckeren (alkoholfreien) Cocktails. Doch sobald die Sonne am Horizont verschwunden war und die ersten Sterne zu sehen waren, wussten wir, dass es Zeit für die Hawdala war. Alle stellten sich in einem Kreis auf und summten die bekannte Melodie, und nachdem die Kerze erlöscht war, wünschten wir uns in gewohnter fröhlicher Art „Schawu’a tow“.

Kreativ ging es am nächsten Tag in unserem Machane weiter. Nach einem Vormittag am Strand und im Meer bereiteten die Gruppen voller Vorfreude das musikalisch-künstlerische Abendprogramm „Israel sucht den Superstar“ vor. Es war bereits höchste Zeit für den lang ersehnten, freundschaftlichen Wettbewerb. Die Kinder stellten ihre unterschiedlichsten Talente unter Beweis, sei es mit selbstgeschriebenen Liedern, Tänzen, Kenntnissen über Mineralien und Gesteine, dem Musizieren auf selbstgemachten Musikinstrumenten oder dem Herstellen eines Schmuckstücks innerhalb von zwei Minuten. Auch die Moderation durch den Abend war einfach hervorragend. All das machte diesen Abend unvergesslich. Obwohl unsere Kinder mit den verschiedensten Talenten beeindruckten, gewann eine begabte Zeichnerin. Der Publikumspreis wurde an eine Tanzgruppe verliehen. Die vielfältigen und schönen Beiträge bereiteten allen sehr viel Freude.

Der darauffolgende Tag war nicht weniger ereignisreich: An diesem Morgen weckten Mario, Luigi, Browser und Daisy unsere Chanichim, die anschließend den einzelnen Charakteren zugeteilt wurden. An diesem Mario-Luigi-Tag gab es für alle Teams eine Mission: Peach, Marios Frau, zu finden. Jedes Team hatte sein eigenes Logo und suchte mit viel Spaß und Begeisterung nach der entführten Prinzessin. Und wie das Sprichwort „Wer suchet, der findet“ schon sagt, wurde Peach nach einer gelungenen Schnitzeljagd mit ihrer funkelnden Krone gefunden und die Tagesmission war für diesen Tag erfolgreich erledigt.

Am nächsten Morgen packten die Kinder ihre Rucksäcke und stiegen in den Bus, um Bulgarien zu erkunden. Die Reise führte in ein schönes Schloss, wo die Kinder und Jugendlichen sich auf „Schatzsuche“ begaben. Anschließend fuhren wir in den nahe gelegenen Aquapark, der alle mit seinen dutzenden Rutschen und Wasserattraktionen begeisterte. Am Nachmittag kehrten wir voller neuer Eindrücke ins Hotel zurück.

Der darauffolgende Tag begann im Machane etwas anders, denn wir marschierten in aller Frühe los, um am Meer den Sonnenaufgang zu erleben. So saßen wir schon zeitig mit unseren Handtüchern am Strand und warteten voller Vorfreude und Spannung auf die ersten Sonnenstrahlen. Und unsere Geduld wurde schon bald belohnt: Nach einigen Minuten erblickten wir den ersten leuchtend roten, warmen Sonnenstrahl am Himmel. Es war einfach atemberaubend! Wir erlebten live mit, wie die Sonne sich immer weiter in den Himmel erhob. Voller Faszination und Entzücken beobachteten wir das Farbspiel am Horizont. Danach begann unser Wissenstag. Eine „Schmuckfabrik“ wurde eröffnet, in der die Kinder die Schmuckindustrie Israels kennen lernen und sich selbst als Juweliere versuchen konnten, indem sie aus Natursteinen ein Schmuckstück mit ihrem Tierkreiszeichen herstellten. Die Kwuzot widmeten sich darüber hinaus berühmten jüdischen Persönlichkeiten, wie Golda Meir, Ben Gurion und Theodor Herzl, sprachen über deren Leben und Wirken sowie ihre Bedeutung für das jüdische Volk und setzten sich mit ihnen auch in Form von Theaterstücken, Puzzles und Plakaten auseinander. Am Abend fuhren wir gemeinsam in ein traditionelles bulgarisches Dorf. Gut gelaunt stimmten die in Trachten gekleideten Animatoren auf den Abend ein und es wurde die Tanzfläche eröffnet, auf der sich besonders die Jüngeren nach Herzenslust austobten. Und so endete irgendwann auch dieser wunderbare Tag.
Der Hauptschwerpunkt dieses Ferienlagers lag auf der Auseinandersetzung mit dem Thema „70 Jahre Israel“. Nach der täglichen Morgengymnastik und dem Besuch am Meer, begannen die verschiedenen Interessengruppen ihre Tagesaufgaben: Basteln, Theaterspiele und natürlich die Vorbereitung auf das Abendprogramm standen auf der Tagesordnung. Aufgeregt bereiteten sich alle auf den Abend vor. Und nachdem jeder bereit war, stiegen wir in den kleinen, offenen Kinderzug und fuhren zu einem der schönsten Strände der Gegend. Während der Zug durch die Straßen rollte, sangen wir lauthals die neu gelernten Lieder. Dort angekommen, konnte das Festival beginnen, welches wir eigens für diesen Tag unter dem Titel „It’s Israel, Baby!“ am Ufer des Schwarzen Meeres vorbereitet hatten. Nach Theater- und Musikbeiträgen rund um Israel, leckerem Fisch und Fleisch „al haEsch“ und Folienkartoffeln wurde der Abend mit Marshmallows am Lagerfeuer abgerundet. Wir genossen die warme und freundschaftliche Atmosphäre und bemerkten gar nicht, wie es langsam dunkel wurde. Und während die Sonne unterging, ließen wir gemeinsam Luftballons mit guten Wünschen für Israel steigen. Bei dieser Veranstaltung haben wir Spenden für die Aufrechterhaltung und Neubepflanzung der israelischen Wälder in den durch Brandanschläge geschädigten Gebieten gesammelt, insgesamt kam eine Summe von 56,48 Euro zusammen.

Besonders hervorzuheben sind auch die beiden Schabbatot, die die Campteilnehmer mit gemeinsamen Liedern und Gebeten in einer einzigartigen Atmosphäre, frei von Handys und elektronischen Geräten, verbrachten. Dieses Mal standen biblische Geschichten im Mittelpunkt. In den Kwuzot sprachen wir über die Paraschot. Angefangen von der allgemeinen Frage „Was ist eine Parascha?“ über „Worum geht es in der Parascha dieser Woche?“ behandelten wir das Thema altersentsprechend in verschiedenen Niveaustufen. Und am Abend konnten wir bestens informiert die Schabbatkerzen entzünden und mit unserem Abendgebet beginnen. Wieder erfüllten traditionelle Melodien den Raum und den ganzen Abend über herrschte eine feierliche Stimmung. Der folgende Schabbattag verlief sowohl entspannt als auch spannend. Neben den Ruhepausen, in denen verschiedene Spiele zur Auswahl standen, gab es ein großartiges „Schmuggel“-Programm, bei dem jeder mit viel Freude mitmachte. Alle vergaßen die Zeit. Doch der Abend näherte sich, und ein letztes Mal in diesem Machane stellten wir uns im Hawdala-Kreis auf. Arm in Arm summten wir die Melodie, und nach dem letzten „Schawu’a tow“ begann für uns die neue Woche.

Das Abendprogramm des letzten Tages beendete das 15. Ferienlager in Bulgarien. Auf Fahnen mit den Fotos aller Teilnehmer der Sommerlager erkannten die Kinder ihre Mütter, Väter und Geschwister wieder, ehemalige Madrichim übermittelten in einer Videobotschaft ihre Grüße und es wurden Worte der Dankbarkeit ausgetauscht. Es war ein Abschied voller Emotionen, gefüllt mit Lachen, aber auch mit Abschiedstränen – der Großteil der Machaneteilnehmer war durch die Erinnerung an die schöne gemeinsame Zeit zu Tränen gerührt. Uns wurde klar, dass wir diese Momente und zahlreichen Erlebnisse, die uns alle miteinander verbinden, umso mehr schätzen sollten!

Wir alle bedanken uns von ganzem Herzen bei den Vorständen der Jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale) und der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, bei den Madrichim und Begleitpersonen sowie bei unserer bulgarischen Koordinatorin. Sie alle haben uns dieses Lager ermöglicht und sind nach all den Jahren nicht mehr aus dem Machaneleben wegzudenken!

Toda raba und bis hoffentlich im nächsten Jahr!