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Zwei Jahre danach

Einige Tage vor dem zweiten Jahrestag des antisemitischen Terroranschlags auf die hallesche Synagoge haben wir mehrere Interviews an Printmedien, Fernseh- und Radiosender gegeben. Mit wenigen Ausnahmen wurden diese Interviews nur sehr verkürzt abgebildet. Wir haben jedoch festgestellt, dass gerade die Anmerkungen keinen Platz gefunden haben, die unserer Meinung nach wichtig sind.

Auch zwei Jahre nach dem Anschlag sind die Erinnerungen bei den Opfern an diesen omnipräsent. Sie werden wahrscheinlich die Überlebenden lebenslang begleiten. Wir fühlen uns weiterhin seelisch verletzt. Die Spuren dieses antisemitischen Attentats sitzen tief. Noch tiefer berührt uns, dass zwei Menschen – Jana und Kevin – ihr Leben verloren haben und zwei weitere im Saalekreis schwer verletzt wurden.

Diese schreckliche menschliche Tragödie darf nicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Dies wurde in unserer Stellungnahme gleich nach dem Anschlag ausdrücklich betont. Leider ist es auch zwei Jahre danach genauso aktuell: Organisationen, Vereine und Privatpersonen, die keinesfalls zu den Opfern dieses antisemitischen Attentats zählen, stellen Forderungen, kritisieren die Stadt und das Land, kurz gesagt – sie machen sich in der Bekämpfung vom Antisemitismus wichtig.

Sie haben jedoch im Mai dieses Jahres keine Reaktion gezeigt. Ein antisemitischer und antiisraelischer Mob demonstrierte auf dem Marktplatz und versuchte die israelische Flagge anzuzünden. Die Polizei musste es verhindern.

Sie haben ebenfalls geschwiegen, als in Hamburg bei einer Mahnwache ein 60-jähriger Jude am 20. September dieses Jahres schwer verletzt wurde.

Der Beitrag dieser Organisationen und Privatpersonen in der Bekämpfung der Judenfeindlichkeit ist schädlich. Sie erreichen nur die weitere Polarisierung der Gesellschaft, die weder der Allgemeinheit noch den einzelnen Beteiligten etwas nützt.